Als wir Ende Oktober 2000 Mario zum ersten Mal trafen, wollten wir natürlich wissen, weshalb er nach Venezuela ausgewandert ist. Er erzählte uns, daß er damals im November 1989 versuchte, aus der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen zu fliehen. Jedoch wurde er erwischt und als Vaterlandsverräter inhaftiert. Noch bevor ihm der Prozeß gemacht wurde, verkündete Aussenminister Genscher in der Deutschen Botschaft in Prag die Freiheit der DDR. Er wurde frei gelassen und ging nach West-Deutschland. Jedoch fühlte er sich auch hier nicht so frei, wie er wollte und wanderte deshalb nach Puerto Ayacucho / Venezuela aus.
Schon bald darauf traf er immer häufiger auf Indianer, die in die Stadt kamen und etwas vom Fortschritt in ihr Dorf bringen wollten. Jedoch schienen einige von ihnen zu denken, es gäbe alles umsonst. Manche hatten sogar nicht einmal so viel dabei, um wieder nach Hause zu kommen. Mit ihnen sprach nun Mario, klärte sie über die Grundstrukturen der Marktwirtschaft auf und versuchte die Indianer davon zu überzeugen, daß das Geld zu ihnen kommen muß. Zunächst hat er die am Fluß lebenden Völker davon überzeugt, daß die Touristen gerne ihr Leben und Denken, sowie die unberührte Natur kennen lernen wollten und begann zusammen mit Alvaro Carrera den sanften Tourismus.
Mit den Jahren entwickelte sich zwischen Mario und Roland eine feste Internetfreundschaft und so entstand nach und nach die Idee, den Indianern im Wandel des technischen Fortschritts unter die Arme zu greifen. Er leistete vor Ort ehrenamtlich Überzeugungsarbeit und unterbreitete den Völkern verschiedene Möglichkeiten der Selbständigkeit. Wir sorgten uns um die Finanzierung dieser Projekte. In seiner letzten Email – nur wenige Stunden vor seinem Tod – bat er Roland um etwas Geld, damit er mit den Indianern ein Fest feiern könne. Die Antwort auf die Mail konnte er nicht mehr lesen. Was in der Zwischenzeit war, weiß nur er selbst.
Auch wenn durch seinen Tod das Museums-Projekt bei den Piaroa-Indianern in Paria Grande (Estado Amazonas / Venezuela) gescheitert ist, so hat Mario doch einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, unsere Weltanschauung im Umgang mit der Natur, den Naturvölkern und den Ressourcen der Erde zu ändern. So ist er der eigentliche Initiator der Organisation „Lebensraum Regenwald“ und dafür danken wir ihm von Herzen.
Saludos Mario!
In stillem Gedenken:
Mario Crapanzano
Magally Nedga
Hilario Garcia
Aniella Alvarez
Andreas Stelzig
Jorge Grillo
Dietrich Krüger
Angela Löwe